Zitat von Mario Henne:           Lassen uns treiben, bis die Sonne aufgeht,

                                                      bin mal gespannt, wohin der Wind uns noch weht. 

Streifzug Ukraine und Rumänien 2015

Intro:

Wir suchen das kleine Abenteuer, abseits der vollkommen durchorganisierten Zivilisation, in der noch unverbrauchten Bergwelt. Denn obwohl die Ukraine und Rumänien richtige Schatzkästchen sein sollen und zu den preisgünstigsten Ländern Europas zählen, kennt sie kaum jemand.

Nicole:

Das Land wird wilder je weiter wir kommen. Der Straßenbelag ist verschwunden und wir holpern im zweiten Gang durch die Schluchten und Wälder. Die Häuser haben sich mittlerweile auch verändert. Es sind nun jene altertümlich wirkende huzulischen hübschen Holzblockhäuser. Die Karpaten, die wir schon aus beträchtlicher Entfernung sehen konnten, zeigen nun aus der Nähe, sich als gewaltiges beeindruckendes Bergmassiv.  

Differential hat klangvollen Bodenkontakt

Arno:

 Laut krachend setzt das vordere Differential auf und kurz darauf ebenso geräuschvoll das Hintere. Tiefe Auswaschungen, Felsen und Matsch folgen. Wir fahren nur noch im ersten Untersetzungsgang. Immer wieder kommen die Differentialsperren zum Einsatz. Noch ein paar mal lässt es sich nicht vermeiden, dass unser Differential einen klangvollen Bodenkontakt herstellt. Stellenweise ging es durch sehr dichtes Baumwerk. Dahinter wieder sehr nah am Abgrund entlang. Diese extreme Passage war zwar nur 2 -3 km lang, aber die hatte es in sich. Wir befahren einen Weg über einen Nebenpass zum Mittelpunkt Europas.,

Nicole:

Der Gipfel in 840 Meter Höhe soll der Endpunkt für heute sein. Wir sind nun nur noch 11 km Luftlinie vom Mittelpunkt Europas entfernt.

Doch Arno hat anscheinend noch nicht genug für heute. 

So maschiert er noch den steilen Fußweg durch den Wald hinauf zum 1203 Meter hohen Gipfel.

Hinterrad ist frei schwebend

Arno

Du warst ja gleich skeptisch als ich meinte: "Abwärts fahren ist bestimmt nicht mehr so schwierig." Doch plötzlich steckt das linke Vorderrad so tief in einem wassergefüllten Schlammloch  sodass unser rechtes Hinterrad den Bodenkontakt verlor und frei schwebte. Zwei Ukrainer begleiteten uns die ganze Strecke bergab. Das war aber unfair. Denn natürlich waren sie zu Fuß schneller als wir und so setzten sie sich immer wieder irgendwo hin, um das Schauspiel mit dem sich abwärts kämpfenden Magirus zu beobachten.

Die spätere Asphaltstraße ist so mit scharf-kantigen tiefen Löchern durchzogen, sodass ein ausweichen oft unmöglich ist. Wir halten an einem ausgesprochen großen Supermarkt zum Einkaufen. Das Warenangebot ist als recht übersichtlich zu bezeichnen, da die meisten  langen Lebensmittel-regale nur überwiegend einseitig mit reihenweise einzel ausgepackten Wasserflaschen befüllt sind..Als wir mit unseren Einkauf den Supermarkt verlassen, spenden wir einer älteren Frau, die vor dem Eingang sitzt,       etwas Geld und sie schenkt uns ein Lächeln.Von                                                                                                      einer Passantin erhält sie eine Handvoll Tomaten

Brücken bauen Situation

Arno

Stimmt schon, mit dem Lächeln von der bedürftigen betagten Frau entstand so eine “Brücken bauen“ Situation. Aber da war auch eine junge Frau, die am Straßenrand lief und einen schweren Eimer trug. Wir haben spontan angehalten um sie mitzunehmen. Ihren Plastikeimer, der voll mit Obst war, hätte sie sonst bis zum nächsten Ort in 7 km Entfernung tragen müssen.

Nicole:

Diese Strecke, war wirklich ein Eldorado für 4 Wheeldriver

 

Arno:

Ein Bauer kommt die Berg-anhöhe hinauf, um nachzusehen wieso ein Feuerwehr Fahrzeug oberhalb parkt.. Als er erkennt, dass wir Touristen sind, freut er sich und will mir eine Wasserstelle zeigen mit guten Trinkwasser.

Arno bei der Heuernte

Auf den Weg dorthin komme ich an seinem Arbeitsplatz vorbei. Mit drei weiteren Männern, beladen sie einen LKW mit Heu. Es scheint eine schwere Arbeit zu sein und ich schnappe mir spontan die Mistgabel, um sie zu unterstützen. Die Männer lachen zuerst verwundert und natürlich stelle ich mich zunächst etwas ungeschickt an. Doch bald habe ich den Bogen raus und schleppe große Mengen, die ich mit der Mistgabel aufgespießt habe, zum beladenen LKW. Der Größte von den drei Männern hat die Aufgabe mit einer sehr langen Mistgabel das Heu hoch auf den LKW zu schaffen. 

Nicole:

Da war Arno auf einmal verschwunden und ich hatte keinen blassen Schimmer wo er wohl geblieben ist. Erst als es bereits dunkel ist, kommt er oben sitzend in Gesellschaft zweier Einheimische, auf einem schwer beladenden Heu LKW, der recht spektakulär die steile Wiese hochfährt.

 

Am nächsten Morgen trieb uns die warme Sonne bereits früh aus dem Bett. Schau mal, spontan Besuch von einer Kuhherde. Unser schönes Frühstück mit Orangensaft nahmen wir inmitten der grasenden Milchkühe ein.

                                Zwilling und Zuckermann in der Bukovina

Arno:

Routiniert läuft unser Morgen in der Bukovina ab. Wir besuchen die Gräber der 2002 verstorbenen 70 jährigen Herr Zwilling und der 90 jährigen Frau Zuckermann. Von den Beiden wurde 1999 eine Dokumentation gedreht, anhand dessen Schicksal die Tragödie der Juden in Czernowitz im zweiten 

Weltkrieg verdeutlicht wurde. Nun ist ihre letzte Ruhestädte auf den verfallenen jüdischen Friedhof von Czernowitz. Einige Grabplatten sind kaputt oder verdreht, so dass , es möglich ist , mit einem Unbehagen, auf die knöchernen Überreste der Verstorbenen blicken kann.

In einer großen überdachten Familiengruft, hat sich ein Friedhofswächter/Gärtner mit seinem Equipment eingerichtet. Er bat uns, hinein zukommen. Den Sarkophag, für uns etwas gewöhnungsbedürftig, benutzt er als Tisch, auf den seine Brote und anderes Essbares ausgebreitet ist.

Die Einreise in die Republik Moldawien wurde uns an zwei verschiedenen Grenzübergängen verweigert, angeblich aus Formalitätsgründen.. Daher hatten wir umgeplant und die Reise nach Rumänien fortgesetzt:

                           Rumänien

                       Unterwegs im Donau Delta

Arno:

 In den kleinen Verbindungskanälen wimmelt es von Vögeln die wir z. Teil noch nie gesehen haben wie z. B einen kleine blauen, sehr flinken Vogel. Schlingpflanzen setzten den Propeller fest und wir paddeln durch das kräftig  bewucherte Dickicht. Eine Orientierung ohne GPS Maps ist ohne Ortskenntnisse einfach unmöglich. 

Einmal schieben wir unser Boot über eine lange Sandbank, dabei umschwirren uns jede Menge kleiner winzige Insekten.

Urwüchsige Mangroven

 Ein anderes Mal geht es durch einen dicht bewachsen Seerosenteppich, oder entlang der urwüchsigen Mangroven, mit ihren stark verästelten dicken Wurzeln.

 

Reiher, Kormorane, etc. gehören zu unseren Wegbegleitern in diesem wildromantischen Labyrinth aus Seen mit seinen Inselchen und Kanälen.  

Nicole:

Auch am dritten Tag lenken wir unser Schlauchboot durch Auenwälder,wobei wir oft in nur in geduckter Haltung uns durch herabhängende Äste langsam vorwärts zwängen., dabei müssen wir noch auf abgebrochen heruntergefallene Bäume,  die flach unter der Wasseroberfläche liegen achten. Umfahren dichten Schilf und Sümpfe mit abgestorbenen teilweise meter großen Baumstümpfen. Es bringt aber enorm viel Spaß, die Schwäne, Pelikane sind oft unser

                                                                                                       Flugbegleiter.                                                                   

 Das Verlassen unseres Lagerplatzes am vierten Tag ist mit einem umfangreicheren Rangiervorgang verbunden, da wir den Magirus durch die sehr eng stehenden Bäume durch -manövrieren müssen.


Abschließend an dieser Stelle noch das etwas undurchsichtige Einreiseprozedere für die Ukraine mit einem Fahrzeug über 3,5 Tonnen:

 

1. Stelle: 30 Grina zahlen = 1,80 euro für einen Schnipsel Papier.

2 Stelle: Passkontrolle und Fahrzeugdaten aufschreiben.

3 Dritter Schalter erneut Passkontrolle.

4 weiter fahren zum LKW Parkplatz und zum Grenzgebäude laufen. Innen sind verschieden Schalter.

 

Schalter Nr 1:  Papiere abgeben.

Schalter Nr 2: Bekommen einen Zettel damit zum Schalter am anderen Ende. Der trägt unser Herkunftsland in seinem Buch ein und stempelt den Zettel ab. Mit diesem gestempelten Zettel zurück zu

Schalter Nr 2.: Wir erhalten einen weiteren DIN A 4 Bogen. Damit zum gegenüberliegenden Schalter und 6 Euro einzahlen für...? Der Zettel wird abgestempelt damit wieder zu

Schalter Nr 2: Nun Fahrzeug vorfahren zwecks Kontrolle. Da ist jedoch niemand und wir suchen einen Zöllner auf der Ausreiseseite, der die Kontrolle übernimmt. Recht gründliche Durchsuchung in allen kleinsten Ecken. Als er fertig ist, macht er seine Unterschrift auf den kleinen Zettel. Ein zweiter Zöllner kommt ,macht auch seine Unterschrift. Mit diesen Zettel wieder zu:

Schalter Nr 2: Dort werden Kopien von unseren Papieren gemacht. Dann erhalten wir wieder den kleinen Zettel.

Damit nun vorfahren zur Schranke dort abgeben und „schon“ sind wir in der Ukraine.

 

 

Bei der Ausreise wird eine Straßengebühr fällig die sich auf die geschätzen gefahrenen km bezieht.